Philosophie
Die Quelle für Handwerk, Kunst und Wissenschaft ist die Macht des Gedankens. Gebt euch alle Mühe, dass aus dem Bergwerk eures Geistes solche Edelsteine der Weisheit und der Rede aufleuchten, die bei allen Geschlechtern auf Erden Wohlfahrt und Eintracht fördern.
WÄHREND DES MALENS
Wenn ich beim Malen einen Zustand der inneren Freiheit erreiche und für einen Augenblick alle Fesseln herkömmlicher Sehweise abstreife, kann ich alte Vorstellungen und alte Bilder loslassen und Neues entdecken.
In einem Schwebezustand zwischen Rationalem und Irrationalem kann man zu diesen tieferen Schichten vordringen und versuchen sie ans Licht, zur Darstellung zu bringen.
Es ist ein Geschenk, ein Glücksfall, wenn ich beim Malen getragen werde, wenn mein Pinsel wie von selbst meine innere Bewegung wiedergibt.
Alle Bilder, die während der Flüchtlingskrise entstanden, sind stark inspiriert durch all die Berichte der traumatisierten Afghanen für die ich übersetzte. Durch die gemeinsame Sprache entstand gleich eine große Nähe, die mich mit ihnen in ihrem Leid verband. Ich verlor in dieser Zeit jegliche Leichtigkeit, malte Bildillusionen, wie Landschaften, Wege, Boote und Netze.
Das spannendste ist das Ereignis selbst während des Malvorgangs.
Ich lasse mich dabei von der inneren Dynamik tragen.
Das Bild ist fertig, wenn ich meine, dass es eine innere Ruhe ausstrahlt ohne zu erstarren. So halte ich es durch fließende Verläufe oder Spritzer in Bewegung.
PHILOSOPHIE
In meiner Vorstellung wünsche ich mir, dass sich der Mensch weiter entwickelt, um die Kultur voranzutreiben, oder um sich seiner wahren Bestimmung zu nähern. Entwicklung findet nach meiner Ansicht in dem Moment statt, in dem der Mensch reflektiert, dass seine Art zu denken, davon abhängt, wie er die Welt sieht. Dementsprechend fühlt und handelt er. Ich denke, dass Kunst bestehende Vorstellungen über die Kunst und über das Leben ins Wanken bringen und den Betrachter zum Nachdenken über sein eigenes Dasein bringen kann. Im besten Fall eröffnet die Kunstbetrachtung dann möglicherweise eine bewußtere Reflektion von Chaos und Abgrund, von Liebe und Freundschaft. Alles, was geschieht und das Leben auf diesem Planeten beeinflusst, hat seinen Ursprung im Denken.
“Die Gedanken sind frei und einmal in die Welt gesetzt, wirken sie“, meine ich. Aus Gedanken entstehen Gefühle und schließlich werden daraus Taten. So lautet der Titel eines meiner Bilder „Der Flügelschlag des Schmetterlings einen Orkan auslösend“.
Als Künstlerin habe ich Mittel zur Verfügung, um das, was in meinem Inneren geschieht direkt malerisch zu übertragen, in Farbe und Form. Eine direkte Aufzeichnung der Innenerfahrung. Ich folge meiner Intuition und warte auf den Moment, in dem das, was ich erahne, aus dem Unbewussten an die Oberfläche gelangt und bildnerischen Ausdruck findet. Ich versuche geistige Wahrnehmungen sichtbar zu machen, denn ich fühle ein starkes Bedürfnis, der Welt des äußeren Scheins den Rücken zu kehren, sie abzustreifen, und zu einem Wesenskern zu gelangen. Dies ist im Übrigen seit jeher ein Antriebsmotor der abstrakten Kunst und unter anderem deshalb setzte ich mich der Herausforderung der Abstraktion aus. Ich möchte den Betrachter meiner Bilder auf eine Gedankenreise mitnehmen und die ursprüngliche Energie, die mich in inspirierten Momenten erfasst, erlebbar machen. In dem ich auf konkrete Darstellungen verzichte und mich Andeutungen von Figuren o. ä. begrenze, öffne ich für den Betrachter neue Sehmöglichkeiten, ich fordere ihn auf, selbst zu entdecken. Ich bewege mich also im Antagonismus von Präsenz und Transparenz.
Die Vieldeutigkeit des Gesehenen weist über den Augenblick hinaus. Das Bild soll gleichzeitig Vergangenes und Zukünftiges beinhalten, Wünsche, Hoffnungen oder Erinnerungen. Daher arbeite ich in verschiedenen Zeitzonen – mit durchscheinenden Untermalungen, Andeutungen usw. Ich möchte die eine Wirklichkeit der Welt von ihren gewohnten Erscheinungsformen lösen, neues versuchen und eine neue Welt mitgestalten.